Systemische Therapie – was ist das?

Du bist Teil eines Systems – immer und überall. Das kann deine Familie sein, deine Freunde, Arbeit, Schule usw.

Daher der Name „systemisch“.

Schwierigkeiten und Probleme werden in der systemischen Therapie nicht als Eigenschaften einzelner Personen gesehen. Deine Schwierigkeiten können also Ausdruck der Beziehungsbedingungen in deinem System sein. Dabei geht es nicht um Schuld, sondern, dass deine Schwierigkeiten Sinn machen im System – sie haben eine Funktion für dich (oder für das System).

Ich sehe mich in meiner Rolle als systemische Therapeutin nicht als die Fachfrau, die Probleme diagnostiziert und löst. Vielmehr bin ich die Fragestellerin, die versucht Deine Sicht auf die Dinge und Deine gelebte Wirklichkeit zu verstehen. Dabei möchte ich Verknüpfungen herstellen und Hypothesen anbieten. Das kann Verstrickungen lösen und Erleichterung schaffen.

Entstehungsgeschichte

Die systemische Therapie hat sich aus der Familientherapie in den 1950er Jahren entwickelt. Als auffiel, dass Familienmitglieder in die Problematik eines erkrankten Familienmitgliedes Einfluss hatten, bekam dies mehr Aufmerksamkeit. So ergab sich, dass die Begründer und Begründerinnen wie Virginia Satir oder Salvador Minuchin ihre Aufmerksamkeit zunehmend den Familien ihrer Patient*innen widmeten anstatt nur das Individuum mit seinen Schwierigkeiten zu betrachten. Die Familie wurde in ihrer Ganzheit betrachtet, statt nur in Einzel-oder Gruppentherapien zu arbeiten.

In den 70er Jahren erfuhr die systemische Therapie und Beratung mehr Aufmerksamkeit und Anerkennung. Es ging weg von der Annahme, dass Störungen und Symptome in der Psyche des Einzelnen begründet sind, hin zu der Erkenntnis, dass Handeln, Denken und Fühlen im Kontext des sozialen Miteinanders gesehen werden kann. In der systemischen Therapie ergibt sich daraus ein neuer Blickwinkel auf die Schwierigkeiten von Klient*innen. Diese Erkenntnisse lässt sich auf alle sozialen Systeme übertragen, in denen der Mensch sich bewegt.

Die Fragestellungen veränderten sich dadurch. Was das Problem aufrecht erhält und welche Funktion es im System haben könnte, sind die Fragen von Interesse. Die Ressourcen und vorhandenen Kompetenzen des Klienten wurden in den Blick genommen, und jene Fähigkeiten und Möglichkeiten in das Bewusstsein geholt, die der Klient bei sich vielleicht gar nicht beachtet oder relevant findet.

Wissenschaftliche Anerkennung

Der Wissenschaftliche Beirat hat die systemische Therapie 2008 als wissenschaftliches Psychotherapieverfahren bei Erwachsenen, Kindern und Jugendlichen anerkannt. Die wissenschaftliche Anerkennung bedeutete noch nicht die Kassenzulassung des Verfahrens

Seit 2019 ist das systemische Therapieverfahren auch als Richtlinienverfahren für Erwachsene zugelassen worden und es kann in diesem Fach approbiert werden. Für die systemische Therapie bedeutet das, dass der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA)  den Nutzen und die medizinische Notwendigkeit der Systemischen Therapie für Erwachsene festgestellt hat. Somit ist die Wirksamkeit dieses Verfahrens nachgewiesen.